Saison 1962/1963, Westfalenliga 2 - Platz 1
Als einziges Team der Republik unbesiegt
In dieser Spielzeit stand die Westfalenliga Gruppe 2 ganz im Zeichen des Lüner SV. Die Elf vom Schützenhof war die einzige von 450 Vertrags- und Amateurmannschaften der damaligen Bundesrepublik, die ohne Niederlage durch die Punkterunde ging. Heraus sprang mit 51:5 Punkten und 95:21 Toren die Gruppenmeisterschaft. Den zweiten Tabellenplatz belegte der alte Rivale BV Brambauer. Dieser hat allerdings einen Rückstand von 14 Punkten und wurde vom LSV mit 6:1 und 5:0 besiegt.
Mit dem Gruppentitel war der Weg im Kampf um die Westfalenmeisterschaft frei. Gegner war im Hammer Jahnstadion der VfB Bielefeld, der Meister der Gruppe 1. Die stolze Kulisse von 18.000 Zuschauern lockte diese Partie am Samstag, 25. Mai 1963, in die Nachbarstadt. Und die Fans wurden nicht enttäuscht. Beide Mannschaften spielten, besonders in der ersten Halbzeit, auf hohem Niveau. Aber es fiel kein Treffer. Höhepunkt ist die 30. Minute. Bielefelds Mittelstürmer traf die Unterkante der Latte. Doch Schiedsrichter Hilker sah den Ball nicht hinter der Linie.
Nach dem Wechsel begann das Demhartner-Festival. Mannschaftsführer Adolf „Awo“ Reißmann setzte den Ball an die Latte. Mittelstürmer Peter Demhartner „staubte“ ab. Getrübt wurde die Freude durch den Ausfall von „Awo“. Der Kapitän landete nach seinem Freudensprung unglücklich und kugelte sich den Arm aus. Aber auch mit zehn Spielern – Auswechselungen gab es noch nicht – holte sich der LSV den Titel des Westfalenmeisters. Im Alleingang erhöhte Demhartner auf 2:0, traf nach dem Anschluss der Ostwestfalen in der 76. Minute zum 3:1-Endstand.
Der Kommentar von Lünens damaligen Oberbürgermeister Heinrich Czerwinski: „So eine spannende Ratssitzung habe ich noch nie mitgemacht!“
Mit dem Gewinn der Westfalenmeisterschaft war die großartige Erfolgsserie noch nicht beendet. Zunächst gab es jedoch noch einen Sieg vor der Spruchkammer in Kaiserau. Diese lehnte den Einspruch das VfB Bielefeld gegen die Spielwertung ab.
Die Spiele um den Westdeutsche Meisterschaft begannen. Am Pfingstmontag des Jahres 1963 starten zwei voll besetzte Sonderzüge vom Lüner Hauptbahnhof zum Spiel bei der SG Düren 99, dem Mittelrheinmeister. Insgesamt sollen 3000 Fans den LSV begleitet haben. Und diese wurden wieder nicht enttäuscht. In einem Spiel voller Dramatik setzte sich der Lüner SV durch ein Freistoßtor von Manfred „Itti Grünewald mit 1:0 durch.
Aber noch war der LSV nicht am Ende seiner Erfolgsgeschichte. Eine Woche später war erneut das Hammer Jahnstadion Schauplatz für die Entscheidung um den westdeutschen Titel. 18.000 Zuschauer wollten den LSV zum Sieg schreien. Dieser bedeutete auch gleichzeitig den Aufstieg in die neu gegründete Regionalliga, die alte 2. Bundesliga.
Lünen als Westfalenmeister war gegenüber Niederrheinmeister Homberger SV klar in der Favoritenstellung. Doch in der Praxis sah alles anders aus. So musste Torwart Josef „Jupp“ Vogler „Turm in der Schlacht“ werden. Er zeigte viele Glanztaten und parierte in der 15. Minute einen Foulelfmeter. Mit Glück rettete der LSV das Unentschieden in die Halbzeitpause. Kurz nach dieser ging der Homberger SV doch noch 1:0 in Führung – unter den LSV-Anhänger wurde es sehr ruhig, will niemand mehr so recht an die Wende glaubte.
Aber dann nahmen insbesondere Josef „Josel“ Gugolka und Walter Liebich das Heft in die Hand. Innerhalb von nur drei Minuten drehten die Lüner noch das Spiel. In der 75. Minute „behinderte“ Karl-Heinz „Stoppel“ Reißmann den gegnerischen Torwart und Gugolka drückte den Ball zum Ausgleich über die Linie. Drei Minuten später war es dann Gugolka, der die Vorarbeit für den Siegtreffer durch Grünewald leistete. Es durfte noch ein wenig gezittert werden, aber nach viel Schweiß und Nerven war es so weit:
Der Westdeutsche Meister des Jahres 1963 hieß Lüner SV!
Der Aufstieg in die Regionalliga war geschafft. Schon eine Woche später starteten die Spiele um die Deutsche Amateur-Meisterschaft. Zum Beginn bei Blau-Weiß 90 Berlin begleiteten 1000 Lüner ihre Rot-Weißen. Vor dann 4000 Zuschauern entwickelte sich ein packendes Spiel. Doch der LSV lief, trotz drückender Überlegenheit, bis zur 82. Minute einem 1:2-Rückstand hinterher. Walter Liebich glückte das 2:2. In der Verlängerung gingen die Berliner in der 92. Minute mit 3:2 in Führung. Grünewald schoss in der 115. Minute das 3:3.
Das Wiederholungsspiel fand eine Woche später vor 20.000 Fans wieder im Hammer Jahnstadion statt. Lünen gab den Ton an und gewann durch Tore von „Stoppel“ Reißmann und Peter Demhartner mit 2:0. Das 32. Spiel in Folge war ohne Niederlage überstanden und im Halbfinale um die Deutsche Amateur-Meisterschaft wartete jetzt der Nordmeister, der heutige Bundesligist VfL Wolfsburg.
Samstag, 23. Juni 1963, sollte der Sprung ins Finale gelingen. Vor 10.000 Zuschauern in Hamm führte der VfL zur Pause mit 1:0. Nach dem Wechsel sorgte Grünewald für das 1:1. Mit einem Foulelfmeter ging Wolfsburg wieder in Führung. Der überragende Walter Liebich rettete Lünen durch sein Tor in der 82. Minute in die Verlängerung. Aber dieses Mal war Fortuna den Rot-Weißen nicht hold. Die dritte Führung der Wolfsburger in der 97. Minute brachte die Entscheidung. Fünfmal traf der LSV Latte und Pfosten – nur nicht mehr ins Tor. Nach 32. Spielen in Folge erwischt es den Lüner SV im 33. Aber die Erinnerung an diese Superserie bleibt erhalten.